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20. Jahrhundert -> 17.04.1945 Ermittlungen gegen französische Militärangehörige im Gebiet Ottweiler und Neunkirchen

Ermittlungen gegen französische Militärangehörige im Gebiet Ottweiler und Neunkirchen am 17. April 1945

Vorbemerkung

Am Montag, 19. März 1945, besetzten Einheiten der 80th Infantry Division im Morgengrauen St. Wendel. Sie hielten sich eine halbe Stunde auf, dann ging es gleich weiter.

Schon am nächsten Tag nahm das Detachment I1A2 im Rathaus am Schloßplatz seine Arbeit auf, die Einrichtung einer militärischen Verwaltung der Kreise St. Wendel und Ottweiler. Da der Kreis Ottweiler ein gutes Stück größer war als der St. Wendeler, verlegte das Detachment im Mai seinen Sitz dorthin.

„I1A2“ ist typisch militärischer Buchstabensalat und bedeutet Abteilung I1, A-Kompanie, 2. ECAR-Regiment. Noch ne Abkürzung: ECAR steht für „European Civil Affairs Regiment“, also „Europäisches Zivilverwaltungsregiment“ oder „Zivilverwaltung in Europa durch ein militärisches Regiment“, also „Militärverwaltung von Zivilisten in Europa“. Unterstellt war es (ab 1. April) dem XXIII. Corps der 15th US-Army unter dem Kommando von Generalleutnant Leonard T. Gerow.

Die erste European Civil Affairs Division war am 7. Februar 1944 ins Leben gerufen worden. Sie bestand aus drei Regimentern, dem 6901st, 6902d and 6903d European Civil Affairs Regiments. Das 6901st war für Frankreich vorgesehen, die anderen beiden ausschließlich für Deutschland. Sie bestanden aus jeweils 10 Kompanien mit je 80 Offizieren und 113 Mannschaftsdienstgraden, die speziell in Militärverwaltungs“sachen“ ausgebildet waren, plus weiteren Soldaten für die allgemeine Arbeit. Quasi als Untereinheiten der Kompanien wurden aus ihnen die Detachments gebildet, deren Anfangsbuchstabe ihren Einsatzort verraten sollte. A war für die großen Städte vorgesehen und bestand aus 17 Offizieren, 2 Feldwebeln und 24 Mannschaftsdienstgraden). Sie wurden als die Elite-Detachments angesehen. Je weiter hinten im Alphabet der Anfangsbuchstabe dann angesiedelt war, desto kleiner würde die Stadt, aber umso zahlreicher die Detachments sein. Im Endeffekt blieb es aber dann bei fünf Typen, die von E bis I reichten (mit Ausnahme von A1A1 für Berlin). Letztere - I - kümmerten sich um Stadt- bzw. Landkreises, und zu ihnen gehörte auch I1A2 mit seinen 4 Offizieren und 6 einfachen Soldaten. Sein militärischer Leiter war Captain Stanley Jacobs.
[Quelle: Earl F. Ziemke, The U.S. Army In The Occupation Of Germany 1944-1946“, Washington, D.C., 1990, eingesehen in: www.history.army.mil /books/wwii/Occ-GY/ch01.htm; Stand: 01.01.2015.]

Stanley R. Jacobs wurde 1898 in Manhattan, New York, geboren und studierte auf dem Columbia College. Im Ersten Weltkrieg diente er als Infanterieleutnant. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, war er für den aktiven Dienst in einer Kampfeinheit zu alt. Deshalb diente er in der Militärverwaltung. Als das Detachment I2A2 nach St. Wendel kam, war Captain Jacobs. Während der Kriege und weiter dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er Mitglied der New Yorker Börse bis zu seinem Tod am 19. Oktober 1985 im Alter von 87 Jahren. [Seine beiden erhaltenen Diensttagebücher, siehe „Kriegszeiten“, St. Wendel, 2015.]

Pinther ermittelt

Als die nachfolgenden Ermittlungen begannen, hatte er seinen Dienstsitz bereits nach Ottweiler verlegt. Jacobs war nicht der Offizier, der die Untersuchung vornimmt; er hat „lediglich“ das Problem nach „oben“ gemeldet, worauf sein kommandierender General seinen Generalinspekteur schickte, Colonel Harold Otto Pinther, Leiter des I.G.D. Hinter der Abkürzung steht der Begriff „Inspector General Department“, also „ Abteilung des Generalinspekteurs“, eben Harold O. Pinther. Er gehört zum persönlichen Stab des Generals. Seine Hauptaufgabe ist, dafür zu sorgen, daß die Einheiten, die seinem Vorgesetzten unterstehen, ihre Aufgabe ohne Probleme erledigen können.

In diesem Fall ist er nach Ottweiler gekommen, weil der Amerikaner Probleme mit den vor Ort stationierten französischen Militärangehörigen gemeldet haben.

Letztere bestanden in der Hauptsache aus Soldaten der 8. Kompanie, 2. Bataillon, 146. Regiment der französischen Armee, die vom 20. März bis 15. April 1945 in Neunkirchen stationiert war. Dazu kamen weitere französische Militärangehörige u.a. aus Metz, die sich hier aufhielten, obwohl sie dort offenbar nicht stationiert waren.

Die Untersuchung zeigte eine unbefriedigende Situation auf, die auf vier Faktoren zurückzuführen war:

a. Mangelnde Zusammenarbeit der französischen mit den amerikanischen Militärangehörigen.
b. Plünderungen durch das französische Militär.
c. Fraternisierung durch französische Militärangehörige mit deutschen Zivilisten sowie
d. Ein genereller Mangel an Disziplin seitens der französischen Militärangehörigen.

Was da „oben“ die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, stand in den offiziellen Kriegstagebücher (War Diaries) von Captains Jacobs. Allgemein wurde davon ausgegangen, daß obgleich die Umstände in den Berichten nur an zwei Tagen beschrieben wurden, die gleichen Delikte immer wieder vorkamen.

Die entsprechenden Stellen aus Jacobs’ Berichten lauten:

"1. April 1945- Eine französische Kompanie in Neunkirchen, die nachts Waffen abfeuert und plündert. Mindestens sieben Lieferwagen, die die US-Armee offiziell von der "Beschlagnahme" freigestellt hatte, wurden von Männern dieses französische Kommandos beschlagnahmt. "

"2. April 1945 - Pöbelhaftes Verhalten und fortgesetzte Plünderungen durch die französische 8. Kompanie, 146. Regiment ".

Neben den Kriegstagebüchern fanden diese und andere Unstimmigkeiten ihren Weg nach oben, z.B. am 4. April 1945 in einem Memorandum an den stellvertretenden Stabschef, G-5-Sektion, Dritte Armee:

„Als Antwort auf die Notiz von Lt. Henry M. Adams, Detachment I2A2, stelle ich hier die Erfahrung meiner Abteilung mit den sogenannten französischen "Sicherheitskräften" vor.

A. Neunkirchen:
110 Männer der 8. Co., 2d Bn, 146. Regt der französischen Armee, kommandiert von Major Martin, sind in Neunkirchen stationiert.

Am 28. März, als ich Major Martin vorschlug, die [befreiten] Zwangsarbeiter unter Kontrolle zu halten, lehnte der es ab, aus alliierten Staatsangehörigen in Deutschland "Gefangene" zu machen. In erster Linie scheint Major Martins Kommando nicht nur daran interessiert zu sein, Zwangsarbeiter beim Plündern zu unterstützen, sondern sich auch selbst dieser Praxis hinzugeben. First Lieutenant McNamara, der Public Safety Officer meiner Abteilung [öffentliche Sicherheit], hat seinen Wohn- und Dienstsitz in Neunkirchen. Ihm steht ein Mannschaftsdienstgrad zur Seite. Er hatte ständige Schwierigkeiten mit Major Martin. Major Martin fühlte sich durch die Anregung von Lieutenant McNamara beleidigt, dass er für zwei Flaschen Wein, die er von einem Weinhändler für seinen eigenen Konsum beschlagnahmt hatte, bezahlen sollte.

Am darauffolgenden Tag erklärte der Major, er sei übervorteilt worden, nachdem er 150 Franken für beide Flaschen bezahlt hatte, woraufhin er willkürlich beschloss, den Weinhändler mit 100 Flaschen für jede Flasche, für die er zuviel bezahlt hatte, zu "bestrafen." McNamara verhinderte dies, und ich erklärte Major Martin, wie ich es bereits mindestens ein halbes Dutzend Mal getan hatte, dass er und seine Männer der Dritten Armee unterstellt seien und dass von ihm erwartet wurde, dass er seinen Befehlen gehorchte. (…)

Am 1. April erhielt ich die Nachricht, dass mindestens 7 Lkws, die die US-Armee offiziell von der "Beschlagnahme" freigestellt hatte, von Männern seines Kommandos übernommen wurden. Major Martin gab zu, dass er nur 4 Lastwagen hatte, als er aus Metz kam, und er hat jetzt mindestens acht. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass seine Organisation völlig unkooperativ ist und sich nimmt, was sie kriegen kann.

Heute wurden zwei weitere Lkws, die ausdrücklich von der Beschlagnahmung durch die US-amerikanischen, britischen, französischen und belgischen Streitkräfte freigestellt waren, durch zwei Soldaten aus Metz beschlagnahmt, die nicht Major Martin unterstellt waren.

Ich habe heute einem seiner Offiziere gesagt, dass Neunkirchen OFF LIMITS für alle französischen Militärangehörigen ist, die nicht dort stationiert sind. Unser Staffsergeant Rodgers verhinderte, dass eine Gruppe französischer Soldaten von außerhalb der Stadt an diesem Nachmittag drei weitere Lastwagen mitnahm. Es kann mit Sicherheit vorhergesagt werden, dass innerhalb weniger Wochen der größte Teil der Transportmittel der Region nach Frankreich gebracht worden sein wird, wodurch die Nahrungsmittelversorgung und indirekt auch die in dieser Region gegplante Kohleproduktion beeinträchtigt werden.

B. St. Wendel:
Bei St. Wendel liegt ein Zug der Franzosen zur Bewachung von Brücken. Erst heute wurden mehrere Vorfälle gemeldet, bei denen Franzosen die Bürger aufhielten und ihre Uhren und den Inhalt ihrer Taschenbücher an sich nahmen. Ein französischer Lieferwagen fuhr heute auf einen Bauernhof, um Eier zu beschlagnahmen, und nachdem sie die Eier bekommen hatten, nahmen sie auch die Hühner mit. Und sie haben unseren Zivilpolizisten vor Ort verhört.

Stanley R. Jacobs
Captain, CMP [Chief of Military Personnel = Chef des Militärpersonals]
Mil Govt Officer“


Bericht über die Zwangsarbeiter in Neunkirchen

Ein paar Tage zuvor, am 30. März 1945, hatte Jacobs bereits einen „Bericht über die Zwangsarbeiter in Neunkirchen“ an den kommandierenden General der Dritten US Army verfaßt (mit Kopie an den stellvertretenden Stabschef, G-5). Daraus ein Auszug:

„Am 28. März 1945 übernahm dieses Detachment den eigentlichen Betrieb der Stadt Neunkirchen von der Abteilung F2A3. Die Situation der Zwangsarbeiter war schlecht; offenbar war keiner aus der Stadt herausgeführt worden, obwohl die 65. Infanteriedivision anwesend war. Mit dem Abzug der 65. Infanteriedivision in der Nacht vom 27. auf den 28. März blieben keine taktischen Truppen mehr in der Stadt, und die gesamte Besatzungstruppe bestand aus 110 französischen Soldaten der 8. Kompanie, 146. Regiment Armee, befehligt von Major Martin. Am 28. März wurde Major Martin vorgeschlagen, alle Zwangsarbeiter in ein oder zwei Zentren zu verlegen und unter Schutz zu stellen, wie es in St. Wendel erfolgreich geschehen war. Der Major war der Ansicht, dass es nicht angemessen wäre, in Deutschland aus verbündeten Zivilisten "Gefangene" zu machen.

In den vergangenen zwei Tagen wurden in der Stadt Neunkirchen Plünderungen durch Zwangsarbeiter verschiedener Nationalitäten angezeigt. In Begleitung von Major Peperakis, einem französischen Offizier, sowie einem britischen Offizier der „Saar Unit Solid Fuels“, SHAEF, G-4, besuchte ich erneut Major Martin, um ihn davon zu überzeugen, dass hundertprozentige Zusammenarbeit bei der Beaufsichtigung von Zwangsarbeitern an dafür ausgewiesenen Orten für Inbetriebnahme der Kohlebergwerke unerlässlich sei. Es ist der Wunsch der Kohlekommission, Neunkirchen so schnell wie möglich wieder als Kohlefördergebiet zu etablieren. Derzeit werden viele Arbeitnehmer wegen der Probleme mit den Zwangsarbeitern ihre Häuser nicht für einen Arbeitstag verlassen.“

[Saar Unit Solid Fuels:„In dem Vierteljahr zwischen der Besetzung des deutschen Kohlereviers im April und der Auflösung des Alliierten Oberkommandos im Juli 1945 war die Rhine Coal Control (RCC) mit ihren zahlreichen „Mine Detachments" für die Aktivierung des Bergbaus und der Kohleproduktion zuständig, eine mit amerikanischem und britischem Personal besetzte „Field Organization" von SHAEF (…). Die Verteilung der Kohle regelte bis zur Auflösung des Oberkommandos die German Sub-Section von SHAEF, G-4, Solid Fuels Section.“ Aus: Klaus-Dietmar Henke, „Die amerikanische Besetzung Deutschlands“, Walter de Gruyter, 2009, V. Die Besetzung des Ruhrgebietes, S. 550.
SHAEF = Supreme Headquarters, Allied Expeditionary Force, dt. „Oberstes Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte“ => während des Zweiten Weltkrieges ab Ende 1943 das Hauptquartier der alliierten Streitkräfte in Nordwest- und Mitteleuropa (Quelle: wikipedia).]



Die Befragungen durch Colonel Pinther

Am 14. April 1945 lud Colonel Pinther die Angehörigen des Detachments I1A2 in seine Dienststelle vor und befragte sie eingehend. Wie in solchen Befragung vorgeschrieben, verlas er zunächst 24. Kriegsartikel, der da lautet: „Kein Offizier oder gemeiner Soldat darf vorwurfsvolle oder provozierende Aussagen oder Gesten gegen einen anderen Soldaten führen. Wenn doch, wird der Offizier verhaftet; der gemeine Soldat wird bestraft und muß die beleidigte Partei in Gegenwart seines kommandierenden Offiziers um Verzeihung bitten.“, ließ sich bestätigen, daß die zu befragenden Wortlaut und Sinn verstanden hätten, und stellte nach positiver Antwort seine Fragen.

McNamara

Erster Zeuge war First Lieutenant Eugene A. McNamara, Dienstnummer O 578 454, Detachment I1A2, der für die öffentliche Sicherheit zuständige Offizier:

Frage: Leutnant, wie lange sind Sie hier schon im Dienst?
Antwort: Seit dem 18. oder 20. März 1945.

F: Hatten Sie in Ihrer Arbeit in diesem Bereich Kontakt zu den französischen Streitkräften?
A: Ja, Sir.

F: Können Sie mir bitte Ihre Erfahrungen schildern, die Sie mit ihnen gemacht haben?
A: Während das Detachment in St. Wendel lag, wurde ich zusammen mit Stabsdienstfeldwebel Henry J. Rogers um den 28. März 1945 nach Neunkirchen geschickt, um dort die Militärverwaltung zu repräsentieren; Captain Stanley R. Jacobs begleitete uns. Als wir nach Neunkirchen kamen, sprachen wir bei Major Martin, den Kommandanten des 2. Bataillons, 116. Infanterieregiment, vor. Wir besprachen allgemeine Sicherheitsmaßnahmen für das Gebiet, kamen aber zu keiner endgültigen Verständigung. Damals bat ich um den Einsatz französischer Soldaten zur Kontrolle der Zwangsarbeiter, aber ich wurde informiert, sie seien unsere Verbündeten und könnten niemals von französischen Soldaten bewacht werden.

F: Stammt diese Aussage von Major Martin?
A: Ja Sir. Zu dieser Zeit gab es in Neunkirchen rund 5000 Zwangsarbeiter in Lagern in und um die Stadt. Es kam zu Plünderungen und allgemeine Unruhen in der Stadt.

F: Wer hat geplündert?
A: Russen, Italiener, etc. Als ich die französische Garnison verließ, suchte ich mein Hauptquartier aufund begann, mir ein Bild der Stadt und ihrer Umgebung zu machen. Ich habe alle Lager besucht und alle Zwangsarbeiter dort darüber informiert, dass ich keine Störung dulden werde. Ich arbeitete bis weit in die Nacht hinein und traf viele Personen auf der Straße mit Sachen an, die aus Plünderungen stammten.

Diese Situation dauerte bis zum 30. März an. An diesem Tag besuchte ich erneut Major Martin in Begleitung von Captain Jacobs, einem amerikanischen Major der SHAEF Solid Fuels Section und einem britischen Leutnant Colonel der gleichen Abteilung. Ich habe damals Major Martin gesagt, dass die Militärverwaltung befohlen hat, dass zu keiner Stunde Zwangsarbeiter auf die Straße gelassen werden sollten, und darüber gab es zwischen uns auch keine Diskussion. Er stimmte zu, dass es eine schlechte Situation sei, aber in französischer Manier zuckte er mit den Schultern und sagte, er könne das nicht kontrollieren.

F: Hat er erklärt, dass die französischen Militärangehörigen nicht verpflichtet seien, alliierte Kriegsgefangene zu kontrollieren?
A: Damals nicht. Er fragte mich, wie viele Männer ich haben wollte. Ich sagte zu ihm, ich brauche zehn Männer. Er antwortete, ich könnte neun Männer und einen Sergeant haben. Ich habe ihm gesagt, dass die Männer nicht dazu da seien, die Zwangsarbeiter zu bewachen, sondern die Anordnungen der Militärverwaltung durchzusetzen, und dass die Zwangsarbeiter nicht auf den Straßen herumlaufen sollten. Aber als Sergeant Rodgers und ich Major Martin, verließen, erarbeiteten wir einen Plan, mit dem wir zivile Transporte sicherstellten, und am nächsten Morgen begannen wir, die Zwangsarbeiter in die ausgewiesenen Lager zu schicken. Was die zehn versprochenen Männer betrifft, wurde mir zugesagt, um 9 Uhr sei jemand in meinem Hauptquartier. Der Sergeant würde in die französische Garnison gehen, und in der Regel um halb elf mit vier oder fünf Mann zurückkommen.
Dies ging einige Tage so, bis ein Zug des 558. Feldartillerie-Bataillons in Neunkirchen ankam. Das Bataillon stellte daraufhin die Soldaten, um mit den Lastwagen in die Lager zu fahren. Die Soldaten waren nicht als Wachleute eingesetzt, sondern zur Sicherheit der Lastwagen.

Um den 1. April erhielt ich einen Anruf aus einem Weinkeller in Neunkirchen. Als wir dorthin ankamen, standen viele Deutsche in der Schlange, um Wein zu kaufen. Am Eingang zum Weinkeller waren zwei französische Wachposten im Einsatz. Es gab einen stetigen Strom französischer Soldaten, Zwangsarbeiter und auch ein paar amerikanischer Soldaten, die mit Flaschen Wein beladen aus dem Weinkeller kamen. Ich hielt mehrere französische Soldaten auf, befahl den amerikanischen Soldaten, den Wein in den Keller zurückzubringen und denen zurückzugeben, denen sie ihn abgenommen hatten. Ich rügte die Soldaten und befahl französischen Wachen an, die weiteren Plünderungen zu stoppen. Ich trug diese Information über das Verhalten der französischen Soldaten dem Kommandanten der Kompanie vor (ich kenne seinen Namen nicht). Er versprach, dass sie bestraft würden. Am nächsten Morgen wurde ich von dem Weinhändler, der in dem Gebäude neben dem Weinkeller wohnte, darüber informiert, dass in der Nacht Lastwagen von dem Weinkeller kamen. Bei der Ankunft des 558. wurde von Lieutenant McArthur eine Wache im Weinkeller postiert, und in den ersten Nächten erschienen französische Soldaten an der Tür und mussten von den amerikanischen Wachen weggejagt werden.

F: Wurde der Wein, der im Besitz der französischen und amerikanischen Soldaten und Zwangsarbeiter war, als Kriegsbeute genommen oder wurde er bezahlt?
A: Es wurde als Beute genommen, Herr. Niemand machte auch nur Anstalten, ihn zu bezahlen.

F: Das wissen Sie definitiv?
A: Ja, Sir. Ich habe später die amerikanischen Soldaten dazu befragt, und sie erzählten mir, dass die Franzosen und die Zwangsarbeiter es getan hätten, weil sie irgendetwas zu trinken haben wollten. Als ich die amerikanischen Wachen im Weinkeller aufstellen ließ, hatte ich ein Gespräch mit Major Martin, wonach er 200 Flaschen Wein angefordert hatte und die Wachen sich geweigert hatten, sie ihm zu geben. In einem recht hitzigen Gespräch sagte er zunächst, es handele sich um eine Bitte der französischen Armee, und dann sagte er, dass es sich um eine Strafe handelte, die ich dem Weinhändler auferlegt hatte wurde, weil einer seiner Soldaten auf seinen Befehl hin zwei Flaschen Wein kaufen musste und von dem Händler betrogen wurde.

F: Das war einer der Soldaten von Major Martin?
A: Ja, Sir, hier auf Wache. Bevor die Amerikaner die Bewachung des Weinkellers übernahmen, hatten die Franzosen eine Tageswache, die es französischen Soldaten, Amerikanern und Zwangsarbeitern erlaubte, sich an dem Wein zu bedienen. Nachts aber, wenn die Wache weg war, kamen ganze Lkws dorthin.

In zahlreichen Fällen wurde uns berichtet, dass französische Soldaten wahllos sowohl Pkw als auch Lastwagen "beschlagnahmten," indem sie sie mit den französischen Farben bemalten und mit französischen Nummern kennzeichneten.

F: Wissen Sie, ob sie in diesen Fällen irgendwelche Papiere oder dergleichen als Anfrage vorweisen konnten?
A: Nein, Sir, das weiß ich nicht. Wir haben überhaupt nur am 4. April jemanden festgenommen. Stabsfeldwebel Rodgers erwischte vier oder fünf Franzosen auf frischer Tat, als sie die Fahrzeuge mit den französischen Farben und Zahlen bemalten, und nahm sie fest. Rodgers berichtete mir, dass die französischen Soldaten ihm gesagt hätten, dass sie unter dem Befehl von Metz Fahrzeuge zu sichern hätten. Er nahm einen Lappen, rieb die Farbe und die Zahlen von den Autos ab, stieß den Farbeimer um und sagte ihnen, sie sollten nach Metz verschwinden.

F: Waren das französische Soldaten?
A: Ja, Sir. Noch am selben Tag wurde berichtet, dass Lastwagen von französischen Soldaten übernommen wurden. Während meiner ersten Woche in Neunkirchen wurde mir bei zahlreichen Gelegenheiten berichtet, dass zivile Autos und Lastwagen von französischen Soldaten "beschlagnahmt" worden waren. Ich hatte in diesem Zusammenhang mehrere Treffen mit Major Martin und brachte ihm die Papiere der von den Franzosen beschlagnahmten Fahrzeuge und die Mittteilung der US-Militärverwaltung, dass sie für den Einsatz durch die Gemeinschaft bestimmt waren und nicht "beschlagnahmt" werden sollten. Eines der beschlagnahmten Autos war Nr. 54105, und die Papiere und Erklärungen der Militärverwaltung, es nicht zu beschlagnahmen, sind hierzu als Anlage beigefügt. Major Martin erklärte mir, dass die Fahrzeuge von französischen Soldaten aus Metz und nicht von seinen Truppen eingenommen wurden. In einem Gespräch erzählte er mir, dass er bei seiner Ankunft in Neunkirchen vier Lastwagen hatte und vier beschlagnahmte, also insgesamt acht besäße, was für ihn ausreichend war, so daß er keine weiteren beschlagnahmen würde. Ich habe ihn dann aufgefordert, die Straßen mit Straßensperren zu bewachen, um andere französische Soldaten fernzuhalten, und das hat er versprochen. Etwa am 7. oder 8. April 1945 kam Oberstleutnant Barthalet, Oberstleutnant des französischen 14. Infanterieregiments nach Neunkirchen. Ich informierte ihn über die Schwierigkeitenin Bezug auf die französischen "Beschlagnahmungen" ziviler Fahrzeuge . Er war sehr höflich, und nach seiner Ankunft nahm die "Requisitionierung" ab.
In den ersten Nächten nach meiner Ankunft in Neunkirchen gab es in allen Stadtteilen zahllose Schießereien. Ich habe bei Major Martin dagegen protestiert, und er versprach, sich darum zu kümmern.

F: Wissen Sie, wer da geschossen hat?
A: Das konnten nur die Franzosen gewesen sein, da sie die einzigen anderen Soldaten hier waren. Ich habe sie eigentlich nicht gesehen. Es gab zahlreiche Berichte deutscher Zivilisten, daß französische Soldaten plünderten und Fahrräder klauten.

F: Konnten Sie einem dieser Fälle nachgehen und einen eindeutigen Beweis gegen die Franzosen bekommen?

A: Nein, Sir. Sergeant Rodgers und ich waren so sehr mit der Verwaltung der Stadt und mit der Verlegung von etwa 300 Zwangsarbeitern beschäftigt, dass wir nicht in der Lage waren, das gemeldete Fehlverhalten französischer Soldaten zu erfassen oder zu verfolgen.

F: Sind Sie irgendwann auf Schwarzmarktgeschäfte französischer Soldaten gestoßen?
A: Nein, Sir.

F: Kennen Sie irgendwelche Fälle von Verbrüderung zwischen Franzosen und Deutschen?
A: Ja, Sir. Leutnant McCarthy und Major Martin nahmen zwei französische Soldaten in einem Zimmer in einer kompromittierenden Position mit drei deutschen Mädchen fest. Die französischen Soldaten wurden von Major Martin zur Bestrafung mitgenommen.

F: Wissen Sie, wie die französische Garnison ihre Lebensmittelversorgung erhalten hat?
A: Die französische Garnison in Neunkirchen wurde von der amerikanischen Armee mit Nahrung versorgt.

F: Möchten Sie Ihrer Aussage noch etwas hinzuzufügen?
A: Eine Reihe russischer Zwangsarbeiten waren sowohl mit Gewehren als auch mit Pistolen bewaffnet, und vor einem Bergwerk weigerten sie sich, deutschen Arbeitern die Einfuhr und Arbeit zu erlauben. Das war während der Zeit, als die französischen Soldaten die Bergwerke bewachten. Diese Russen wurden von Staff Sergeant Rodger und Soldaten der 55th Field Artillery entwaffnet.

Price

Am Tag darauf wurde der Private 1st Class (ca. „Obergefreiter“) Bernard Price, Dienstnummer Dienstnummer 32 878 368, Company "B", befragt, der für das Detachment I1A2 als Übersetzer tätig war.

F: Wie lange sind Sie schon hier im Einsatz?
A: ca. vier Wochen.

F: Wo war Ihr Haupteinsatzort in dieser Zeit?
A: In St. Wendel.

F: Teilen Sie uns kurz Ihre Erfahrungen mit französischen Truppen in diesem Gebiet mit.
A: Die französischen Soldaten, die in diesem Gebiet stationiert waren, in dem ich stationiert bin, hinderten mich daran, meine Pflicht zu erfüllen. Es gab mehrere Fälle, in denen französische Soldaten Radios, Matratzen, Autoteile und Lebensmittel "beschlagnahmten".

F: Sind Sie sicher, dass es sich bei Beschlagnahmungen nicht um legale Beschlagnahmungen handelte?
A: Ja. Diese sogenannten "Beschlagnahmungen" waren rechtswidrig. Auf meine Bitte, daß sich solche Fälle nicht wiederholen sollten, versprach mir Leutnant Withman, dass er seine Männer auffordern werde, das nicht zu wiederholen zu lassen, aber das trat nicht ein. Ich wurde immer von Zivilisten gerufen, und ich mußte diese "beschlagnahmenden“ Soldaten“ auffordern, die Waren wieder zurückzugeben. Ein von mir geschlossener Weinkeller wurde aufgebrochen, und ich habe ein Schild "Off-Limits für Truppen" aufgestellt, das von der Militärverwaltung unterzeichnet war. Am nächsten Tag fand ich diesen Zettel entfernt, und der Besitzer des Weinkellers erzählte mir, dass die französischen Soldaten ihn entfernt und Alkohol und Wein herausgenommen hatten. Ich fragte Leutnant Withman nach diesem Vorfall, und er erzählte mir, dass einer seiner Soldaten dieses Zeug hergebracht hatte und dass er bereit sei, den Besitzer zu bezahlen.
Ich füge Originale von zwei Briefen des Ortsbürgermeisters von Urweiler bei, in denen einige Vorfälle zur "Beschlagnahmungen" von Hühnern, Gänsen und Autoteilen durch französische Soldaten beschrieben werden, außerdem den Pass Nr. 0864 im Original, den ich im Auftrag unserer Abteilung für einen deutschen Zivilarbeiter ausgestellt habe. Mir wurde gesagt, dass die französische Wache den in englischer Sprache geschriebenen Pass nicht anerkennt und dass der französische Kommandant des Sektors St. Wendel auf der Ausgabe eines zweiten Passes in französischer Sprache bestand. Dieser französische Pass ebenfalls beigefügt. Ich hatte mehrere Beschwerden von Zivilisten, daß Pässe, die von meinem Detachment ausgestellt wurden, zerrissen wurden, weil die französischen Wachen darauf bestanden, dass Pässe in französischer Sprache ausgestellt sein müßten .

F: Kennen Sie Fälle, in denen das französische Militärpersonal an Schwarzmarktgeschäften beteiligt war?
A: Nein, Sir.

F: Haben Sie noch etwas, was Sie der obigen Aussage hinzufügen möchten?
A: Nein, Sir.

Der Zeuge wurde entlassen.

Jacobs

Am gleichen Tag wurde Captain Stanley R. Jacobs, Dienstnummer O 140 293, von Colonel Pinther befragt:

F: Captain, wie lange sind Sie in diesem Bereich im Einsatz?
A: Seit etwa 20. März 1945.

F: Würden Sie mir kurz Ihre persönlichen Erfahrungen mit französischen Truppen in diesem Gebiet mitteilen?
A: Das Detachment „F“, das in Neunkirchen stationiert war, um uns zu helfen, wurde am 27. März in Alarmzustand versetzt. Ich fuhr am Morgen des 28. März hinunter, worauf mich am Nachmittag des 27. von Oberst Hastings, Detachment „F“, Major Martin vorstellte. Ich beschloss, Leutnant McNamara und seinen Sergeant dort in Neunkirchen zu stationieren. Ich wusste, dass die einzige Lösung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung die Verlegung der Zwangsarbeiter war, was wir in den ersten sechs Tagen in St. Wendel erfolgreich erledigt hatten, indem wir sie verlegt und unter Schutz gestellt haben. Als ich an jenem Morgen mit Lieutenant McNamara zu Major Martin kam, sprach ich direkt mit ihm auf Französisch und erzählte ihm, was ich vorhatte. Er hob sofort die Augenbrauen und sprach sich dagegen aus, aus verbündeten Zivilisten in Deutschland Gefangene zu machen. Ich habe ihm gesagt, dass ich dies für die einzige Lösung hielt, aber er wollte mir da nicht folgen. Ich sagte Lieutenant McNamara, was er zu tun hatte. Bei meinen täglichen Besuchen in Neunkirchen gab er mir immer weiter Berichte über Ärger mit den Franzosen. Nach einigen, nicht kontrollierten Plünderungen durch Zwangsarbeiter fuhr ich mit Major Price, dem befehlshabenden Offizier von SHAEF G-4, einem britischen Oberstleutnant und einem französischen Oberleutnant, die ebenfalls dieser Einheit unterstanden, nach Neunkirchen, um Major Martin wieder zu treffen und ihm zu sagen, dass wir die Straßen Neunkirchens für alle Zivilisten sperren würden - außer für Deutsche. Zuerst sagte er, daß er meine Bitte nicht verstünde. Dann sagte er „nein“ - nur um nicht deutsche Zivilisten von den Straßen fernzuhalten. Das wollte er nicht mitmachen.

F: Damit waren Zwangsarbeiter gemeint?
A: Ja. (…) Nachdem ich am 4. April ein spezielles Memorandum an den stellvertretenden Stabschef, G-5, Dritte US-Armee sowie am 30. März einige Absätze in einem Brief über die Zwangsarbeiter an den kommandieren General, Dritte Armee, geschrieben hatte, habe ich den Franzosen in meinen täglichen Berichten nicht weiter über die verschiedenen Vergehen berichtet. , obwohl die Delikte weitergingen. Am Dienstagnachmittag, dem 10. April 1945, war ich mit Captain Sauvain vom Detachment E102 in St. Wendel. Als wir unser Auto verließen, hörten wir eine Serie von Schüssen. Wir haben dann gemerkt, dass ein Konvoi deutscher Häftlinge durch die Straßen ging. Ich habe sofort die französischen Soldaten auf der Straße gefragt, warum sie gefeuert hatten. Die Antwort lautete, dass sie gefeuert hätten, weil Zivilisten den Gefangenen zu gewinkt hätten. Ich habe ihnen gesagt, dass dies nicht notwendig sei, und wurde darüber informiert, dass die Deutschen auch geschossen hätten, als sie damals in Frankreich waren.

F: Wurden die Schüsse auf die Gefangenen oder in die Luft abgefeuert?
A: Ich weiß es nicht. Ich habe nur die Schüsse gehört.

F: Wurde bei den Schießereien jemand verletzt?
A: Soweit ich weiß, wurde niemand verletzt.

F: Kennen Sie Fälle von Schwarzmarktgeschäften französischer Militärangehöriger?
A: Nein.

F: Haben Sie von so etwas gehört?
A: Ja. Aber Leutnant McCarthy von der 558. Field Artillery ist damit vertrauter als ich.

F: Haben Sie noch etwas, was Sie dem obigen Zeugnis hinzufügen möchten?
A: Während ich in St. Wendel war, kam ein französischer Leutnant ins Büro und erzählte mir, dass ihm befohlen worden war, Pferde zu beschaffen, die früher im Besitz der Wehrmacht waren, und sie nach Lothringen zu bringen und dort in der Landwirtschaft zu verwenden. Auf meine Bitte, seine Befehle zu sehen, zeigte er mir einen Befehl von SHAEF, ihm behilflich zu sein, nach Luxemburg zu kommen, um dort Dienst zu tun. In diesem Auftrag ging es nicht darum, nach Deutschland zu gehen, um Pferde für Lothringen zu beschaffen. Er versuchte, mich unter Druck zu setzen, indem er sagte, er sei vom amerikanischen Stabschef von Metz angewiesen worden, diese Beschaffung auszuführen.
Ich habe ihm gesagt, dass es gegen die Befehle SHAEFs sei, deutsches Eigentum nach Frankreich zu transportieren, und dass ich, um ihm zu erlauben, Pferde mitzunehmen, einen schriftlichen Befehl des kommandieren Generals der Dritten US-Armee erhalten müsse, und dass ich keine Befehle von irgendeinem Offizier in Metz entgegennehmen würde, das damals im Bereich der Siebten Armee lag. Das hat ihn ziemlich durcheinander gebracht. Er sagte, er komme mit einem Befehl zurück. Ich weiß nicht, ob er die 19 Pferde mitgenommen hat, von denen er gesagt hat, er habe sie aufgeladen, weil sie Wehrmachtspferde gewesen seien. Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass sie, wenn es sich um Wehrmachtspferde handele, sie jetzt Eigentum der US-Armee seien.

Damit wurde der Zeuge entlassen.

Rodgers

Als nächster wurde Staff Sergeant Henry J. Rodgers, Dienstnummer 33 183 779, befragt, der die ebenfalls als Dolmetscher eingesetzt wurde.

F: Sergeant, wie lange sind Sie schon in diesem Bereich im Einsatz?
A: ca. 15 Tage.

F: Wie standen Sie in Kontakt mit den französischen Militärs, die in diesem Gebiet stationiert sind?

A: Leutnant McNamara und ich wurden von St. Wendel nach Neunkirchen geschickt. Als wir dort ankamen, hatten wir Probleme mit Zwangsarbeiter, und das war unsere Hauptaufgabe. Sie plünderten, schossen und kämpften. Als wir dort ankamen, stellten wir fest, dass die Franzosen genauso viel Ärger bereiteten wie die Zwangsarbeiter. Am nächsten Tag, als ich mich in der Stadt umsah, verkaufte ein Weinhändler Wein an seine Kunden. Russen, Italiener und die französischen Soldaten gingen hinein und trugen Kisten mit Wein weg. Einige waren betrunken. Wir hielten die Russen auf und gaben den Wein zurück. Wir konnten nicht alle Franzosen aufhalten, und sie kamen damit davon. In der zweiten Nacht blieben wir zu Hause und hörten Schüssen. Bei der Untersuchung stellten wir fest, dass es sich um die Franzosen in der Brauerei handelte. Am zweiten Tag bemerkte ich Fraternisierungen. Die Franzosen gingen mit den Deutschen Arm in Arm. Einige würden damit aufhören, und andere nicht. Man hätte die Mädchen einsperren müssen. Später am Abend habe ich drei Bierstuben kontrolliert. Ich bemerkte in jedem von ihnen französische Soldaten und Polizisten, die mit deutschen Mädchen an Tischen saßen. Ich hielt einen amerikanischen Militärpolizisten an, und er war sich nicht ganz sicher, ob er die Gendarmeier und die französischen Soldaten verhaften sollte. Ich habe etwa acht in einem Salon gesehen. An den drei Orten müssen fast achtzehn französische Soldaten und Polizisten gewesen sein. Wir haben in unseren offiziellen Aufzeichnungen Namen der Frauen, die wegen Verbrüderung mit französischen Soldaten verhaftet wurden.
Es gab drei Autos, die wir für den Einsatz bei der Feuerwehr als Zugfahrzeuge vorgesehen hatten. Ich bemerkte einen Lastwagen, der mit einem französischen Soldaten in der Gasse stand. Ich habe ihn gefragt, was er da mache, und er sagte "Kameraden". Ich bog um die Ecke und sah, daß sie schon ihre Zahlen auf zwei Autos gemalt hatten und gerade dabei waren, die Batterien zu wechseln. Ich fragte, was sie da machen, und sie erwiderten, dass ihr Kommandant aus Metz sie hergeschickt habe, um ein paar Maschinen zu besorgen. Ich sagte ihnen, dass die Autos der Erste Abteilung gehörten. Ich sagte ihnen, sie sollten die Zahlen abwischen, die Türen versiegeln und sich davonmachen.

F: Haben Sie weitere Fälle von Plünderungen durch die französischen Soldaten erlebt?
A: Nein, nicht wirklich. Wir sind auf keine gestoßen, aber sie wurden uns gemeldet.

Der Zeuge wurde entlassen

Harrigan

Als letzter Zeuge kam TecSergeant Richard J. Harrigan, Dienstnummer 36 811 829, an die Reihe, der sich als Sondermittler ein paar Tage umgesehen hatte.

F: Wie lange sind Sie in diesem Bereich im Dienst?
A: Drei Tage.

F: Was haben Sie in Bezug auf die französischen Militärangehörigen in diesem Bereich beobachtet?
A: Meine Beobachtung ist, dass die französischen Kommandobeamten keine Kontrolle über die Aktivitäten ihrer Männer haben, sowohl im Dienst als auch außerhalb des Dienstes.

F: Können Sie dafür Beispiele geben?
A: Ja. Ich habe zahlreiche französische Soldaten gesehen und angehalten, die mit zivilen Autos und Motorräder mit überhöhten Geschwindigkeiten auf der Straße unterwegs und dabei offensichtlich nicht im Dienst waren.

Aufgrund unserer Situation war ich nicht in der Lage, alle anzuhalten, außerdem spreche ich kein Französisch. Ich konnte nicht viel tun. Ich habe französische Soldaten in Begleitung deutscher ziviler Frauen gesehen.
Vor zwei Tagen, dem 13., am Nachmittag suchte ich den Polizeichef im Rathaus auf. Als ich mich dem Gebäude näherte, bemerkte ich vier französische Soldaten, die den Polizeichef von Neunkirchen bei sich hatten. Sie führten ihn unter Bewachung in Richtung Rathausgefängnis. Ich habe sie angesprochen und nach dem Grund für diese Verhaftung gefragt. Die Soldaten erklärten, dass sie den Polizeichef in Haft nehmen, weil sie Informationen hatten, dass er ein früherer Gestapo-Agent war. Ich bat die Soldaten, ihn in meine Obhut zu übergeben, und ich würde die notwendige Untersuchung einleiten. Aber die Soldaten weigerten sich, und erst nach großer Überzeugungsarbeit konnte ich sie dazu bringen, den Polizeichef in sein Büro zurück zu bringen und dort zu bewachen. Ich brachte den Sergeant, der für die vier Soldaten verantwortlich war, zu Oberstleutnant Barthelet und fragte ihn, kraft welcher Autorität sie die Verhaftung vorgenommen hätten. Der Oberst wusste nichts von der Sache. Von ihm sei kein Auftrag gekommen. Er rügte den Sergeant in meiner Gegenwart, und dabei ist es meines Wissens geblieben. Der Polizeichef wurde von der Militärverwaltung ins Amt gebracht und war einer der ganz wenigen zuverlässigen Männer, die wir fanden. Er hat seine Aufgaben sehr zufriedenstellend umgesetzt. Dieses Verhalten macht alles zunichte, was wir aufgebaut haben. Der Polizeichef war so aufgebracht, dass er glaube ich um sein Leben fürchtete, und wir können nicht mit ihm zusammenarbeiten, wenn derartige Dinge geschehen.

F: Wollen Sie noch etwas ihrer Aussage hinzufügen?
A: Nein.

Der Zeuge wurde entlassen.

Jeffers

Am 14. April 1945 fand eine Konferenz amerikanischer Offiziere statt, die mit Besatzungsangelegenheiten zu tun haben. Die Konferenz sollte die Effizienz der französischen Militärangehörigen in der Region feststellen.

Dabei gab Oberstleutnant Charles W. Jeffers, GSC, stellvertretender Stabschef, G-4, SHAEF, die folgende Erklärung ab:

Bevor wir Bergwerke an Mosel und Saar wieder eröffnet haben, sprachen wir mit den Eigentümern der Konzessionen an der Mosel und kamen zu dem Schluss, dass wir dem Personal, das die Deutschen hier zurückgelassen haben, keine Verwaltungs- und Überwachungsfunktionen mehr überlassen könnten.

Also haben wir eine Gruppe französischer Techniker organisiert; es war so, daß wir nach unseren Erfahrungen auf den Kohlenfeldern Aachens auf Nummer sicher gehen wollten. Wir hatten den Eindruck, daß die Deutschen das gesamte Top-Management aus den Kohlebergwerken entfernt hatten. Als wir dann an die Mosel kamen, hat das perfekt geklappt, weil die Bergwerke an der Mosel unter direkter deutscher Aufsicht gestanden und sie die Verwaltung mitgenommen hatten, als sie sich in den Süden zurückzogen. Wir ließen die französische Geschäftsführung gleich einziehen. Wir haben jetzt gut 200 Aufsichtspersonen an der Mosel eingesetzt, die wir einquartieren und ernähren.

Unter der Annahme, daß das Management nicht mehr da sei, haben wir 27 französische Ingenieure angestellt, die früher die Bergwerke an der Saar betrieben haben. Sie sollten die Bergwerke leiten. Nach der Öffnung der Bergwerke kamen die Jungs hinzu und stellten fest, daß der Hauptverwalter der drei Bergwerksgruppen Ost, Zentrum und West noch da war, und: sie fanden ihn ziemlich kooperativ. Wir wissen natürlich nicht, wie das nach einer Weile aussieht. Aber praktisch die gesamte Organisation war intakt. Das erste, was sie fragten, war, ob wir die Franzosen miteinbringen würden oder nicht.

Unser Interesse erfolgte aus dem Blickwinkel des G-4 und galt den Kohlen für Fabriken an der Mosel. Dafür war nur ein Minimum an Zivilisten erforderlich. Was aber dann sofort eintrat, das waren offenbar organisierte Plünderungen französischer Militärangehöriger aus den Ardennen. Auf den Brücken standen nicht viele Wachen. Wer auch immer Polizisten abgestellt hatte, der postierte sie nicht auf den Brücken über die Mosel. Oberst Kelley war maßgeblich daran beteiligt, einige Truppen dazu zu bringen, die Brücken zu besetzen. Sie hatten keine Anweisungen in Bezug auf amerikanische Truppen. Sofort kamen die Franzosen vorbei, malten Schilder auf Fahrzeuge, plünderten Lastwagen, stahlen Fahrräder und Werkzeuge aus den Bergwerken. Sie nahmen sogar Schreibmaschinen mit. . Wir brauchten die Lastwagen. Was uns interessierte, waren die wesentlichen Werkzeuge, um lebensnotwendige Kohle zu fördern.

Auch Lt Colonel Sheffers stellte Colonel Pinther vom I.G.D. ein paar Fragen:

F: Was haben die mit den geplünderten Dingen gemacht?
A: Das weiß Gott allein.

F: Haben die französischen Militärangehörigen geplündert?
A: Es gab einen französischen Leutnant in französischer Uniform, der fuhr ein ziviles Auto mit der Aufschrift „Poor Officiel" [= schlechter Beamter]. Ich kenne den Leutnant.

F: Wie heißt er?
A: Ich kenne seinen Namen nicht, aber ich kann ihn in Erfahrung bringen.

F: Und Sie wissen, dass das Auto in den Händen der Franzosen ist?
A: Ja, sie haben es beschlagnahmt. Danach sprachen wir mit dem Generaldirektor der Bergwerke. In der Zwischenzeit hatte Major Price damit begonnen, Personal zu organisieren und einzuarbeiten. Es stellte sich die Frage, ob Passierscheine in Umlauf gebracht werden sollten. Man hatte Angst, daß vor allem die Zwangsarbeiter welche bekämen. Die Russen liefen Amok und beschafften sich Waffen. Da war ein totales Machtvakuum hier.

Wir kamen am 28. oder 29. hier an, überquerten die Saar und sahen nur zwei G.I.s, die bewaffnet die Straße hinuntergingen; acht weitere trafen wir in einem Bergwerk. Es gab einfach keine Truppen hier, mit denen man hätte versuchen können, Recht und Ordnung zu bewahren. Um den 29., mit dem Tag bin ich mir nicht sicher, besuchten wir alle Bergwerke und fanden heraus, dass die Bergleute Angst hatten, zu arbeiten. Nun, Major Prices sagt mir heute, dass die französischen Gendarmen die Pässe Einberufung hätten und sie nicht akzeptieren werden. Sie schießen auf die Wachen, wenn sie zur Arbeit kommen. In einem Fall gingen sie zum Verwalter des Bergwerks und behaupteten, er habe dort Waffen versteckt; und wenn er sie nicht bis 6 Uhr herausgegeben hätte, würden sie ihn festnehmen. Der Verwalter sagte, sie hätten keine Waffen. Sie forderten ihn auf, die Waffen herauszugeben oder sie würden ihn verhaften. Dadurch haben sie die Arbeit der Bergleute gestört. Es wurde eine Vereinbarung zwischen dem amerikanischen Militärpersonal, das den Betrieb der Bergwerke überwacht, und der Militärverwaltung in diesem Bereich getroffen, dass das Personal, das die Bergwerke betreibt, an das Personal, das in den Bergwerken arbeitet, Pässe ausstellt. Diese wurden aber von den Franzosen beschlagnahmt, wodurch die deutschen Arbeiter daran gehindert wurden, zur Arbeit zu gehen und zu arbeiten. Es geht darum, so schnell wie möglich die Produktion in diesen Bergwerken beginnen, weil Kohle für die Lokomotiven benötigt wird. Um eine maximale Produktion zu erreichen, müssen Passierscheine ausgegeben, die über die Sperrstunde hinaus gelten. Wir würden uns sehr wünschen, daß das bewerkstelligt werden könnte.

Pinthers Abschlußbericht

Am 17. April schreibt Pinther seinen Abschlußbericht. Er hat sich die Situation vor Ort angeschaut und Zeugen vernommen und faßt das alles noch mal zusammen. Am Ende empfiehlt er seinem Vorgesetzten die weitere Vorgehensweise.

Hauptquartier XXIII Corps
Büro des Generalinspektors
APO 103, U.S. Army

17. April 1945

Betrifft: Untersuchung des französischen Militärpersonals in der Region Ottweiler-Neunkirchen.
An: Befehlshabender General, XXIII Corps, APO 103, U.S. Army

I. Behörde:
Diese Untersuchung wurde vom 14. bis 15. April 1945 in Ottweiler und Neunkirchen von Colonel H.O. Pinther, I.G.D, unter Leitung des Generalkommandos, XXIII. Korps, APO 103, durchgeführt.

II. Untersuchter Gegenstand:
Zweck der Untersuchung war es, die Wirksamkeit und das Verhalten der französischen Militärangehörigen zu ermitteln, die in der Region Ottweiler-Neunkirchen stationiert sind, und ihre Beziehungen zur amerikanischen Militärregierung.

III. Fakten:
Die 8. Kompanie, 2d Bataillon, 146. Regiment der französischen Armee, war vom 20. März bis 15. April 1945 in Neunkirchen stationiert. Ungefähr zur gleichen Zeit hatte die amerikanische Militärverwaltung die Abteilung I1A2 in der gleichen Gegend eingesetzt.

Zahlreiche weitere französische Militärangehörige waren ebenfalls in der Gegend, obwohl sie dort offenbar nicht stationiert waren. Einige von ihnen stammten aus Metz

Die Untersuchung zeigte eine unbefriedigende Situation auf, die auf vier Faktoren zurückzuführen war:

1. mangelnde Zusammenarbeit der französischen mit den amerikanischen Militärangehörigen.
2. Plünderungen durch das französische Militär.
3. Fraternisierung durch französische Militärangehörige.
4. Mangel an Disziplin seitens der französischen Militärangehörigen.

zu 1:
Die mangelnde Zusammenarbeit seitens des französischen Militärpersonals wurde von mehreren befragten Zeugen bestätigt. Faßt man ihre Aussagen zusammen, dann ergibt sich diese Situation:

a. Es kam zu erheblichen Schwierigkeiten mit den amerikanischen Militärangehörigen, die versuchten, den Betrieb der Kohlebergwerke in der Gegend von Neunkirchen wieder in Gang zu setzen, weil die französischen Soldaten sich weigerten, die von der amerikanischen Militärverwaltung ausgestellten Pässe anzuerkennen. Dies hinderte die deutschen Arbeiter daran, sich zu melden, um zu arbeiten und die Kohleproduktion aufrecht zu erhalten, was die Militärverwaltung als dringend notwendig erachtet. In einigen Fällen gingen die Franzosen sogar so weit, dass sie die Pässe beschlagnahmten.

b. Die Ergebnisse der Gespräche zwischen Captain Jacobs und Major Martin, dem Befehlshaber der französischen Streitkräfte, waren unbefriedigend, da die Franzosen so gut wie gar nicht an einer Zusammenarbeit interessiert waren. Es wurden den amerikanischen Offizieren zugesagt, dass bestimmte Mitarbeiter den Amerikanern zur Verfügung stehen würden, aber die Versprechen wurden nicht erfüllt.

c. Die Franzosen waren nicht bereit, bei der Kontrolle der Zwangsarbeiter zu helfen, weil sie sagten, dass diese Personen unsere Verbündeten seien und niemals von französischen Soldaten bewacht werden könnten.

d. Die französischen Wachen in den Bergwerken, würden die Zwangsarbeiter, die deutsche Arbeiter daran hindern, in die Bergwerke zu gelangen, nicht entwaffnen.

e. Das französische Militärpersonal verlangte in einigen Fällen Pässe, die von den Franzosen ausgestellt wurden, zusätzlich zu denen, die von der amerikanischen Militärverwaltung ausgestellt wurden. Dies wurde als regelmäßige Vorgehensweise gemeldet. Exemplare solcher Pässe sind als Anhang "D" beigefügt. Deutsche Zivilisten haben sich darüber beschwert, daß dieie amerikanischen Pässe von den französischen Wachen vernichtet wurden.

f. Der Polizeichef von Neunkirchen wurde am 13. April 1945 von vier französischen Soldaten festgenommen. Dieser Beamte war von unserem eigenen C.I.C. "überprüft" und als „erstklassische Wahl“ bezeichnet worden [C.I.C: Counter Intelligenz Corps, der Nachrichtendienst der US-Army im 2. Weltkrieg.]. Die Ausrede der Franzosen für die Verhaftung war, dass sie gehört hatten, dass er früher ein Agent der Gestapo war. Ihre eigenen Offiziere wussten bei der Befragung nichts von der Sache. Der Polizeichef wurde sofort von den amerikanischen Soldaten freigelassen.

zu 2:
Plünderungen durch die französischen Militärangehörigen in der Region seien weit verbreitet.

a. Unmittelbar nach der Besetzung des Gebiets durch die Franzosen begann ein scheinbar organisiertes Plünderungsprogramm von französischen Militärangehörigen aus den Ardennen. LKWs, Fahrräder, Werkzeuge und Schreibmaschinen wurden mitgenommen.

b. Die französischen Wachen eines großen Weinkellers in Neunkirchen erlaubten die Plünderung des Kellers durch ihre eigenen Soldaten, amerikanische Soldaten und Zwangsarbeiter.

c. Major Martin, der französische kommandierende Offizier in Neunkirchen, "belegte" einen deutschen Weinhändler mit einer Strafe von zusätzlichen 200 Flaschen Wein, weil der ihm für zwei Flaschen Wein zu viel berechnet hatte.

d. Die französischen Militärangehörigen "beschlagnahmten" deutsche Fahrzeuge, die für die amerikanische Militärverwaltung von großer Bedeutung und entsprechend gekennzeichnet waren. Der Besitzer eines Fahrzeugs erklärte dies den Franzosen und zeigte den ihnen die Erlaubnis, die ihm der amerikanische Offizier der Militärverwaltung erteilt hatte. Das Fahrzeug wurde trotzdem mitgenommen.

e. Zahlreiche Fälle von Diebstahl oder Plünderung durch die französischen Militärangehörigen wurden den amerikanischen Militärs zur Kenntnis gebracht; Doch aufgrund der Masse anderer Aufgaben folgten diese Beamten nicht jedem Fall.

f. In einem Fall zerstörten die französischen Militärangehörigen in St. Wendel ein von der amerikanischen Militärverwaltung gepostetes "Off Limits"-Schild und holten Wein aus einem Keller. Kopien von Briefen deutscher Zivilisten, die gegen Plünderungen von französischen Militärangehörigen protestieren, sind hier als Anhang beigefügt:

„Bericht [des Bürgermeisters Adam Hinsberger von ggf. Urexweiler oder Marpingen]
Gestern sind ein paar Franzosen mit einem Lastwagen in unseren Ort gekommen, haben gewaltsam die Hühner und eine Gans weggenommen, mit der Bemerkung, die Deutschen hätten dasselbe in Frankreich getan. Ich wurde gerufen und habe ihnen gesagt, dass der Kommandant dies nicht dulden würde. Sie wollten mich zum Kommandanten bringen. Ich weigerte mich, und sie zogen ab. Zwei der Franzosen hatten Waffen dabei. Ich bitte hiermit um sofortige Befehl, was zu tun ist.
gez. Adam Himburger
(Ein Stempel auf dem Original zeigt die Ankunft dieses Briefes in Alsweiler am 13. April 1945.)“

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Undatierter Brief vom „Burgomaster“ an den „Burgomaster“ von Alsweiler.

„Das Landwirtschaftsamt der Stadt St. Wendel veröffentlichte eine Proklamation, nach der alle zur Wehrmacht gehörenden Fahrzeuge gemeldet und abgeliefert werden müssen.
Darüber hinaus berichte ich, daß in unserem Ort gestern und heute vier Personen aus Lothringen erschienen, die von uniformierten Männern begleitet wurden. Sie montierten Räder und Reifen, Batterien und Teile des Motors aus Fahrzeugen entfernt und luden sie auf große Lastwagen.
Die uniformierten Personen kamen mit einem geladenen Gewehr an. Sie versuchten, in das Postgebäude zu gelangen, wurden aber von einem mutigen Mann gestoppt. Sie versuchten auch, an unsere Kühe und unsere Pferde zu kommen.
Was soll ich tun?
gez. Adam Himburger“

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„Brief von Otto Goeddel, Neunkirchen, vom 12. April 1945,
An den Bürgermeister von Neunkirchen, Dr. Blank.

Re: Plünderung meiner Schneiderei

Am 11. April 1945 ereignete sich der folgende Vorfall in meinem Haus. Kurz nach 10 Uhr kamen zwei französische Soldaten. Der eine war etwa 1,65 groß, schlank, in schwarzer Uniform, der andere kleiner, in brauner Uniform. Ich habe gerade in meinem Garten gearbeitet. Meine Frau verstand die beiden Männer nicht. Sie gingen weg und kamen nach einer halben Stunde mit einem Dolmetscher, Herrn Richter, Neunkirchen, Moltkestraße 41, zurück. Da Herr Richter der Dolmetscher der Truppen zu sein schien und bemerkte, dass wir keine Chance hätten, uns zu wehren, dachte meine Frau, sie könne nichts tun. Die beiden französischen Soldaten wollten englischen Stoff für einen Anzug oder für ein Kleid für ihre Ehefrauen gegen eine Entschädigung. Als meine Frau antwortete, dass von dem englischen Stoff nach sechs Jahren Krieg schon lange nichts mehr da sei, schauten sie durch alle Geschäftsräume und durch meine Wohnung und öffneten alle Schränke und Regale. Sie fanden nicht, was sie suchten, und meine Frau musste sie in den Keller bringen, wo ich meinen letzten Vorrat gelagert hatte, um ihn vor dem Bombardement zu schützen. Sie nahmen das ganze Material mit - etwa 35 Meter meines besten Futters und was von meinem Seidenfutter übrig blieb, sowie Rayonfutter und ein Paket [sonstiges] Futter. Auch die meisten meiner Fäden, Seide sowie Wolle, und eine Schere. Ich schätze den Wert der geplünderten Sachen auf etwa 1.000 bis 1.200 Mark. Da ich heute keines der Materialien kaufen kann, ist der Wert viel höher als jetzt. Ich bin fast nicht in der Lage, mein Geschäft wieder aufzunehmen.

Als meine Frau irgendein Argument vorbrachte, dass dies das Ende meines Geschäfts bedeuten würde, sagten die Franzosen ihr durch den Dolmetscher, dass sie im Falle, sie würde sich offiziell beschweren, mit einem Auto zurückkommen und alles mitnehmen würden, was noch übrig war. Herr Richter sagte zu meiner Frau, dass sie sich nicht aufregen sollte, da wir keine Chance hatten, etwas gegen sie zu tun. Nachdem die Herren alles gepackt hatten, nahm Herr Richter ein weiteres Paket mit.

Als ich nach Hause kam, ging ich zunächst zu Herrn Richter, der den Vorfall bestätigt hat. Er erzählte mir, dass der Herr in brauner Uniform zwei Streifen in einem Winkel auf seinem Ärmel aufziehen ließ. Als ich fragte, wohin die Dinge gehen würden, antwortete er, dass die Franzosen die Absicht hätten, sie in seine Wohnung zu bringen. Laut Richter lehnte er es zunächst ab, dies zu tun, erlaubte es aber später, dass sie in seine Geschäftsräume in der Adolf-Hitler-Straße gelagert werden sollten.

Ich bitte hiermit respektvoll den Bürgermeister, diese Angelegenheit mit dem kommandierenden Offizier zu besprechen. Ich wäre ferner für eine Untersuchung verpflichtet, ob Herr Richter bei dieser Plünderung helfen mußte oder ob Herr Richter ein Verbrechen begangen hat. Ich würde mich freuen, wenn Ihre Bemühungen einige Ergebnisse auch für mich hätten.

gez. Otto Goeddel

Dies ist eine beglaubigte Übersetzung.“


Hier setzt Colonel Pinther seinen Abschlußbericht fort:

„g. Ein französischer Second-Leutnant tauchte bei Captain Jacobs von der amerikanischen Militärverwaltung in St. Wendel auf und erzählte ihm, dass ihm befohlen worden sei, Pferde zu beschaffen, die sich früher im Besitz der Wehrmacht befanden, und sie nach Lothringen zu bringen zur Verwendung auf Bauernhöfen. Er war nicht in der Lage, eine Genehmigung vorzulegen, worauf ihm Captain Jacobs sagte, dass sein Verfahren nicht mit den SHAEF-Vorschriften in Einklang zu bringen sei. Er hatte nach eigenen Angaben 19 Pferde [ausgesucht], und es ist nicht bekannt, ob er sie mitgenommen hat oder nicht.

h. Autos, die von der amerikanischen Militärverwaltung in Neunkirchen zum Brandschutz benutzt werden sollten, wären beinahe von französischen Militärangehörigen beschlagnahmt worden, wenn ein Sergeant der amerikanischen Militärverwaltung nicht eingeschritten wäre. (12)

i. Eine deutsche Zivilistin meldete am 15. April 1945 dem CIC-Detachment in Neunkirchen, dass französische Soldaten, die in ihrem Haus untergebracht und an diesem Morgen aus Neunkirchen abgereist waren, Kellerräume aufgebrochen und aus, geplündert und in ihren Wohnräumen vor ihrer Abreise die Fenster zerschlagen hätten. Die Quartiere wurden sofort von diesem Generalinspektor besichtigt, und er stellte fest, dass die Fenster kaputt und die Schlösser zu den Vorratsräumen aufgebrochen waren.

j. Ein deutscher Zivilist, der im gleichen Haus wohnte, erzählte dem Inspektor, dass dort einquartierte französische Soldaten während ihres Aufenthalts in seine Wohnung eingedrungen waren, Kaffee verlangt und dann einen Schuss durch einen Davenport abgefeuert hätten, auf dem ein alter Mann saß. Der Offizier fand ein Einschussloch im Davenport und in der Wand direkt dahinter.

[Davenport: Kleines Pultmöbel, nach Captain Davenport benannt, der sich erstmals für sein Schiff Ende des 18. Jahrhunderts einen kleinen Sekretär anfertigen ließ. Ein Davenport ist wie ein gewöhnliches Pult mit einer schrägen Schreibplatte versehen, ist normalerweise allansichtig und verfügt zusätzlich über vier Schubladen an der rechten Seite sowie aufgeblendete Schübe auf der anderen. Über den Schubladen kann man häufig eine kleine Platte zum Herausziehen finden, die als Ablage dient. Die frühen Davenports wurden bevorzugt von Damen benutzt. Die frühen Pulte besaßen eine ausziehbare Platte am Fußteil, um darauf die Füße abzulegen, während man daran saß und schrieb. Quelle: https://furthof-antikmoebel.de/lexikon/d/davenport, angesehen am 15.03.2019.]

zu 3:
Die Fraternisierung („Verbrüderung“) zwischen französischen Militärs und Deutschen war nicht selten. Französische Militärangehörige wurden beobachtet, die mit Deutschen spazieren gingen und in Cafés mit ihnen tranken. Und in einem gemeldeten Fall sollen zwei französische Soldaten mit deutschen Frauen im Bett angetroffen worden sein. Der Generalinspektor beobachtete während seiner Anwesenheit in Neunkirchen mehrere französischem Militärangehörige, die mit deutschen Frauen Arm in Arm gingen.

zu 4:
Das Verhalten der französischen Militärangehörigen war der guten Ordnung und militärischen Disziplin abträglich, wie die gezeigten Tatsachen belegen.

a. In Neunkirchen wurde zu Beginn ihres Aufenthalts wahllos von französischen Soldaten herumgeschossen.

Einmal schossen französische Militärangehörigen um sich, als ein Konvoi deutscher Kriegsgefangener durch St. Wendel getrieben wurde. Als sie befragt wurden, sagten die Franzosen, sie hätten es getan, weil die Zivilbevölkerung den Gefangenen zugewinkt hätten, und die Deutschen damals in Frankreich dasselbe getan hätten.

b. Auszüge aus offiziellen Berichten von Captains Jacobs, Befehlshaber der amerikanischen Militärverwaltung in Ottweiler, sind ein Indiz für das Ausmaß der Störung und Plünderungen seitens der französischen Militärangehörigen. Diese Berichte wurden nicht wiederholt, obwohl die gleichen Delikte immer wieder vorkamen. (…)

Zusammenfassung
Eine Vernehmung weiterer Zeugen hätte zweifellos noch viele weitere Tatsachen offenbart, die nur die bereits offenbarten wiederholen würden.

Personenbeobachtungen, die der Generalinspektor im Laufe der Untersuchung gemacht hat, ergaben, dass es französischen Militärangehörigen, die auf der Straße, an den Bahnhöfen und in ihrem Viertel gesehen wurden, an militärischem Benehmen und dem Erscheinungsbild einer gut disziplinierten Organisation mangelt. Die emotionalen Franzosen folgten ohne starke Führung und zurückhaltende Einflüsse ihren natürlichen Neigungen, sich an den Deutschen zu rächen, die sie so lange in Knechtschaft hielten.

Durch die sofortigen Meldungen der amerikanischen Militärverwaltung nach Meldungen von Unregelmäßigkeiten französischer Militärangehöriger an deren Offiziere haben diese „Neigungen“ auf ein gewisses Maß eingedämmt.

Es wird erkannt, trotz der Unzulänglichkeiten der Franzosen, daß die deutsche Zivilbevölkerung Ehrfurcht vor jeder militärischen Autorität hat. Angesichts des Mangels an amerikanischem Personal haben die Franzosen eine notwendige und wesentliche Funktion erfüllt. Die bloße Anwesenheit von Militärangehörigen wirkt abschreckend gegenüber der Zivilbevölkerung und ist für die Aufrechterhaltung der Vollstreckung der erlassenen Befehle unerlässlich.

Schlussfolgerungen.

Die französischen Militärangehörigen in diesem Bereich waren nicht kooperativ. Sie machen sich der Plünderung schuldig. Sie haben mit Deutschen fraternisiert, und es fehlt ihnen an Disziplin.

Die Anwesenheit französischer Militärangehörigestellten war jedoch trotz ihrer Unzulänglichkeiten von Wert. Wenn amerikanische Streitkräfte nicht zur Verfügung stehen, sollten die Franzosen unter der Aufsicht und Leitung der amerikanischen Kommandeure an Orten und in Diensten eingesetzt werden, wo ihre Art der Verantwortung ihren Fähigkeiten entspricht.

Empfehlungen:

Dass der kommandierende französische Offizier für diese Region über die Ergebnisse dieser Untersuchung informiert wird.

Dass die französischen Militärangehörigen umfassend über ihr Verhältnis zu den amerikanischen Streitkräften informiert werden, die in ihren jeweiligen Regionen stationiert sind.

Dass französische Militärangehörige entsprechend ihrer Fähigkeit und unter der Leitung und Aufsicht der amerikanischen Kommandeure eingesetzt werden.

H.O. Pinther
Colonel, I. G. D.
Generalinspektor des Corps



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