Der Nachtwächter
von Rudolf Gerber, Bernkastel-Kues
In eisgrauem Mantel mit Spieß und Laterne schreitet der Wächter Niclos Gerber nachts durch die Gassen von St. Wendel. Mit einem Horn bläst er die Stunden an, abends ab 9 Uhr bis morgens in der Frühe um 4 Uhr. Gegen 5 Uhr läutet er die Bürgerglocke.
Vom Amtmann war er vereidigt worden. Seine jährliche Entlohnung betrug 22 fl Gulden (A 256 Seite 44) und 400 Schuhnägel (nach Max Müller). Seine nächtliche Runde beginnt in der Schloßstraße vor dem Haus des Amtmanns, dann erschallt das Horn am Rathausbrunnen, an Linxweilers Anwesen, des Kellerei-Schultheißen Haus, bei Angels, am Pütz vor Paque, Ecke Johann Joseph, am oberen Brunnen, am Hospitalbrunnen und an der Pfarrkirche.
Vor räuberischen Überfällen und vor Feuergefahr hatte er zu warnen. So war ihm der nächtliche Pförtnerdienst, die sitzende Wacht anvertraut, die Stadttore abzuschließen und das Vorgelände und Innere der Stadt zu überwachen. Wer nicht auf Wache angetroffen wurde, mußte eine Flasche Schnaps stiften. Als Hirte war er nicht in der Lage, seine eigenen Felder zubebauen. Diese wurden im Auftrag der Stadt mitbearbeitet. Auch einige Hirtenäcker und Wiesen standen ihm zur Verfügung.
Im Jahr galt es zwei Herdaustriebe zu überwachen; der erste an Gertraudentag, der andere im Herbst auf Hl. Kreuz. Die Aufsicht über die Herde lag mit in seiner Hand. Im Hirtenhaus in der Boxengasse am alten Woog an der Stadtmauer, einige Schritte unterhalt seines Elternhauses, wohnte er mit seiner Familie. Am 28.11.1791 wurde er als Schütz (städtischer Pur) eingestellt. Mit Hut, grünem Rock, Bandelieren und einer Büchse wurde er ausgerüstet. So trat er den Polizeidienst im Amt an und bei hohen Besuchen gehörte er zu den Paradesoldaten. (Max Müller Seite 483/4)
Zur Person:
Johann Nikolaus Gerber
* 25.12.1753 St. Wendel
+ 30.01.1807 St. Wendel
oo Anna Maria Koob